ERC Synergy Grant für Nenad Ban

Der Biologieprofessor der ETH Zürich holt zusammen mit zwei Kollegen aus Deutschland und den Niederlanden einen dieser prestigeträchtigen Grants, wie die Europäische Forschungskommission am 25. Oktober bekannt gab. Die Grant-Summe beträgt 9.4 Millionen Euro.

von Dominic Dähler
Prof. Nenad Ban
Prof. Nenad Ban (Institut für Molekularbiologie und Biophysik)

Die europäischen Partner in diesen Synergy-Projekt sind nebst der Gruppe von Nenad Ban die folgenden Universitäten: Das Labor von Bernd Bukau, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (D) und die Gruppe von Sander Tans, AMOLF Amsterdam (NL).

ERC Synergy Grants sind derzeit die einzige Möglichkeit für Schweizer Forschende, um sich weiterhin am EU-Forschungsprogramm «Horizon Europe» beteiligen zu können. Um sich für einen ERC Synergy Grant zu bewerben, müssen sie sich mit europäischen Partnerinstitutionen zusammenschliessen. Bei einem Synergy Grant-Projekt darf nur einer von maximal vier Partnern aus einem Drittstaat sein.
Der Europäische Forschungsrat ERC hat den Synergy Grant 2012 ins Leben gerufen. Mit dem Förderpreis will die EU wegbereitende Forschung fördern, die nur durch die Synergie mehrerer Teams möglich ist.

Das ERC-Projekt im Detail:

Die meisten Proteine funktionieren innerhalb grösserer Komplexe. Wie diese komplizierten Strukturen korrekt gebildet werden, ist kaum bekannt, aber für alle zellulären Prozesse und pathologischen Zustände entscheidend. Jüngste Durchbrüche bei der Erforschung dieser Komplexformierung deuten darauf hin, dass Multiproteinkomplexe durch zeitlich und räumlich koordinierte Zusammenschlüsse mehrerer Ribosomen und anderer Ko-Faktoren gebildet werden. Diese verblüffende Vorstellung steht in Gegensatz zu den Lehrbuchmodellen und ist der Schlüssel zum Gelingen oder Scheitern der Komplexbildung. Aufgrund technischer Einschränkungen sind die Mechanismen und der Umfang des aktiv koordinierten Zusammenbaus von Proteinen jedoch nur unzureichend bekannt.

Die Aufklärung der Art und Weise, wie diese grossen und vorübergehenden kotranslationalen Formationen Proteinkomplexe im gesamten Genom bilden, ist eine grosse Herausforderung, die nicht von einer einzelnen Disziplin bewältigt werden kann.
In ihrem ERC-Projekt möchten die verschiedenen Forschungsgruppen deshalb modernste Ansätze kombinieren:

  • Erstellung von Ribosomenprofilen zum Nachweis von Wechselwirkungen zwischen Ribosomen, die am Zusammenbau beteiligt sind, und Cofaktoren im gesamten Genom.
  • Einzelmolekül-Kraftspektroskopie und hochauflösende Bildgebung zur Aufdeckung von Ribosomenbewegungen und des Zusammenbaus der entstehenden Ketten.
  • Kryo-Elektronenmikroskopie und -Tomographie zur Aufklärung der strukturellen Grundlage der Ribosomen-Interaktionen, die den direkten Zusammenbau ermöglichen.

Im Projekt befassen sich die Forschenden mit

  • der zeitlichen und räumlichen Koordination mehrerer Ribosomen
  • der Faltung und dem Zusammenbau entstehender Ketten und der Steuerung durch Chaperone und neuartige Cofaktoren
  • den wichtigsten Proteinkomplexen - Homo-Dimeren, Oligomeren höherer Ordnung, Hetero-Dimeren und an Membranen gebildeten Komplexen.

Das ehrgeizige Forschungsprogramm wird Einblicke von noch nie dagewesener Detailtiefe und Tragweite liefern, die von der zellulären bis zur atomaren Ebene, von in vivo bis in vitro, von genomweiten Mustern bis zu molekularen Mechanismen und von Bakterien bis zu menschlichen Zellen reichen.

Es wird sich auf ein breites Spektrum von Proteinkomplexen auswirken und unbekannte Ebenen der Kontrolle bei der Proteinbiogenese aufdecken, was Auswirkungen auf die Qualitätskontrolle von Ribosomen, das Design künstlicher Proteine und die Mechanismen von Krankheiten haben wird.

Link zur Website von Nenad Ban.

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